Die Gen Z hat der klassischen Bankenwelt den Rücken gekehrt. Sie investiert bei Trade Republic, eignet sich Finanzwissen über Social Media an und zahlt mit Apple Pay. Für viele ist das, was sich ihre Eltern unter Bankdienstleistungen vorstellen, nicht mehr als ein Relikt aus alten Zeiten. Die Gründe sind offensichtlich und nachvollziehbar: zu langsam, zu kompliziert, zu irrelevant.
Gen Z, geboren etwa zwischen 1997 und 2012, ist die erste echte Smartphone-Generation. Sie ist mit dem Internet groß geworden, kennt Banking fast ausschließlich digital und hat in der Pandemie erlebt, wie fragil die Offline-Welt sein kann. Die nachfolgende Gen Alpha (ab ca. 2013 geboren) wächst nun mit Tablets im Schulunterricht, KI im Alltag und ständiger digitaler Präsenz auf. Für sie ist es selbstverständlich, dass Dienstleistungen intuitiv funktionieren, sonst werden sie nicht genutzt oder man wechselst zur Konkurrenz.
Doch es gibt Hoffnung. Gen Alpha ist kritisch, digital, ungeduldig, aber auch: offen. Offen für echte Lösungen, für kluge Begleitung und für Finanz-Plattformen, die sich in ihren Alltag einfügen. Für etablierte Banken ist das eine ersehnte Gelegenheit, eine Generation zu begeistern. Aber dafür braucht es keine weiteren Einzelmaßnahmen, sondern den Mut zu einem radikalen ganzheitlichen Neuanfang.
Gen Alpha ist die eine große Chance – um sie zu nutzen müssen Banken radikal umdenken
Die Fehler im Umgang mit Gen Z müssen als Warnung verstanden werden. Junge Kunden und Kundinnen wollen keine Produktbroschüren, sondern Erlebnisse. Sie erwarten keine Hochglanz-Versprechen, sondern echte Unterstützung beim Erreichen ihrer Ziele.
Und sie entscheiden schnell. Wer mit 16 seine ersten Sparziele in einer App erreicht und dabei intuitive Nutzerführung, hilfreiche Tipps und verständliche Inhalte erlebt, wird sich auch mit 26 nicht mehr für die klassische Bankfiliale interessieren. Banken, die jetzt nicht reagieren, werden später keine Rolle mehr spielen.
Authentizität schlägt Aktionismus – Strategie schlägt Einzelaktion
Die Reaktion vieler Banken auf den Generationenwandel war hektisch: ein Influencer hier, ein Event dort, ein TikTok-Format mit begrenzter Halbwertszeit. Doch genau das hat Vertrauen zerstört. Junge Menschen haben ein feines Gespür für aufgesetzte Maßnahmen. Sie wollen kein Entertainment, sondern Angebote, die ihr Leben wirklich besser machen.
Was stattdessen gebraucht wird, ist eine klare Linie: eine langfristige Strategie, die junge Menschen als Partner ernst nimmt – nicht als Zielgruppe für das nächste Social-Media-Budget. Authentizität entsteht nicht durch gutes Storytelling, sondern durch als sinnvoll wahrgenommene Lösungen.
Digital First, aber menschlich – Technologie als Enabler, nicht als Selbstzweck
Banken müssen sich vom Irrglauben verabschieden, dass Digitalisierung bedeutet, Formulare ins Web zu bringen. Gen Z hat schon bewiesen, wie ernst sie gute User Experience nimmt und wie schnell sie Anbieter wechseln, wenn das Kundenerlebnis nicht den Standards anderer digitaler Services ihrer Lebenswelt wie Amazon, Netflix oder Apple One entspricht. Gen Alpha wird noch kritischer mit ihren Dienstleistern ins Gericht gehen.
Eine Bank muss im digitalen Kosmos heute mehr leisten als eine App zur Verfügung zu stellen. Sie muss Situationen erkennen, passende Lösungen anbieten, bei Bedarf Beratung ermöglichen – ohne aufdringlich zu werden. Technologie darf nie Selbstzweck sein, sondern muss menschliches Verhalten unterstützen. Die besten digitalen Lösungen sind die, die intuitiv funktionieren und die Menschen in dem Moment helfen, in dem sie Hilfe brauchen.
Finanzbildung ist der Schlüssel – aber nur, wenn sie relevant und zugänglich ist
Kaum ein Thema hat als Schlüssel für die jungen Generationen so viel Potenzial wie die Finanzbildung. Und kaum eines wurde so lange stiefmütterlich behandelt. Dabei zeigt die Forschung: Junge Menschen sind wissbegierig, wenn man sie ernst nimmt. Sie wollen keine Vorträge, sondern Antworten auf konkrete Fragen: Wie kann ich mit wenig Geld anfangen zu investieren? Wie funktioniert Sparen, wenn alles teurer wird?
Finanzbildung muss dort stattfinden, wo junge Menschen unterwegs sind – auf Social Media, in Apps, im Chat. Sie muss visuell, dialogisch, flexibel sein. Und sie darf nicht belehren, sondern muss ermutigen. Wer hier gute Inhalte bietet, schafft Vertrauen und legt die Basis für langfristige Beziehungen.
Alles fließt – es braucht Mut zur Veränderung
Viele Banken haben sich zu lange auf ihrer Marktstellung ausgeruht. Doch die Loyalität der nächsten Generation ist kein Automatismus. Vertrauen muss täglich neu verdient werden. Das geht nur, wenn Organisationen den Mut aufbringen, sich selbst zu hinterfragen. Sie müssen Prozesse, Produkte, Sprache sowie Kultur auf die nächste Evolutionsstufe zu heben und sich stets weiterentwickeln.
Kundenzentrierung muss in jeder Interaktion spürbar sein. Es braucht Generationen-Teams, die ihre Zielgruppen langfristig begleiten. Es braucht Plattformen, die echte Bedürfnisse der jungen Kunden und Kundinnen komfortabel adressieren. Und es braucht Führung, die nicht fragt, ob Veränderung notwendig ist, sondern wie sie dabei unterstützen kann.
Die nächsten Jahre entscheiden darüber, ob Banken in der Welt junger Menschen noch einen Platz haben. Gen Z hat sich in vielen Fällen bereits abgewandt. Gen Alpha wird keine zweite Chance vergeben. Es braucht eine neue Haltung, eine neue Sprache und eine neue Kundenerfahrung. Kurz: Es braucht ein neues Banking.